
Insgesamt hat der Umsatz der fortgeführten Geschäftsbereiche im Vergleich zur Vorjahresperiode um 11.7% auf CHF 541.6 Mio. (Vorjahr CHF 485.0 Mio.) zugenommen. Bereinigt um die negativen Währungseffekte von CHF 5.9 Mio. und die erstmals konsolidierten Umsätzen von QSR und Xinhui von CHF 34.1 Mio. entspricht dies einem organischen Wachstum von 5.9%. Mit Ausnahme der Business Unit Mobility haben alle Geschäftseinheiten ihre Umsätze aus dem Vorjahr übertroffen. Die Lieferengpässe für Rohmaterialien und Vorprodukte hat Dätwyler gut gemeistert und war jederzeit voll lieferfähig.
Margendruck wegen höherer Inputkosten
Die geopolitischen Entwicklungen und die zunehmende Inflation haben die Inputkosten von Dätwyler im ersten Halbjahr an allen Standorten stark ansteigen lassen. Aufgrund der zeitverzögerten Wirkung der umgesetzten Preiserhöhungen und Kosteneinsparungen geriet die Marge unter Druck. Der Betriebsgewinn (EBIT) der fortgeführten Geschäftsbereiche ging auf CHF 72.5 Mio. zurück (Vorjahr CHF 88.8 Mio.). Dies entspricht einer EBIT-Marge von 13.4% (Vorjahr 18.3%). Darin enthalten sind negative einmalige Effekte aus Rückbuchungen der in den Akquisitionsbilanzen zu Marktwerten aufgewerteten Warenvorräte sowie aus Abschreibungen auf Aktiven aufgrund der vorläufigen Schliessung der ukrainischen Tochtergesellschaft von rund CHF 7.5 Mio. Das Nettoergebnis belief sich auf CHF 57.4 Mio. (Vorjahr CHF 66.8 Mio.).
Die Business Area Healthcare Solutions hat im ersten Halbjahr 2022 den Umsatz auf CHF 265.7 Mio. (Vorjahr CHF 238.7 Mio.) gesteigert. Währungs- und akquisitionsbereinigt entspricht dies im Vergleich zur Vorjahresperiode einem organischen Wachstum von 12.6%. Der Umsatz von Komponenten für Covid-Impfstoffe hat leicht zugenommen. Aufgrund der stark gestiegenen Preise für alle Inputfaktoren stieg der Betriebsgewinn (EBIT) nur leicht auf CHF 58.0 Mio. (Vorjahr CHF 56.9 Mio.). Da die umgesetzten Preiserhöhungen auf Kundenseite erst zeitverzögert wirken, ergab sich eine EBIT-Marge von 21.8% (Vorjahr 23.8%) zum Ausdruck kommt.
Integration der Xinhui Akquisition nach Plan
Mit der strategisch wichtigen Akquisition von Yantai Xinhui Packing hat sich Dätwyler im ersten Halbjahr den direkten Zugang zum schnell wachsenden chinesischen Healthcare-Markt eröffnet. Die Integrationsarbeiten verlaufen dank bestehenden lokalen chinesischen Dätwyler Mitarbeitenden trotz Pandemie nach Plan. Die Transformation des Produktportfolios hin zu hochwertigeren Komponenten mit höheren Margen wird aber einige Zeit in Anspruch nehmen.

Verdoppelung der Produktionskapazitäten in Indien
An unserem bestehenden Standort in Indien nehmen wir im dritten Quartal das zweite Werk in Betrieb. Diese Kapazitätsverdoppelung bildet eine wichtige Grundlage für das angestrebte Umsatzwachstum in den kommenden Jahren. Die mittelfristige Projektpipeline für hochwertige Komponenten aus unserem FirstLine®-Standard hat sich durch die intensivierte Marktbearbeitung in den vergangenen Jahren und durch die neuen Kundenkontakte während der Pandemie positiv entwickelt, verbunden mit einer wesentlich breiteren Kundenbasis.

Die Business Area Industrial Solutions hat im ersten Halbjahr 2022 ihren Umsatz um 12.1% auf CHF 279.5 Mio. (Vorjahr CHF 249.3 Mio.) gesteigert. Bereinigt um die positiven Währungseffekte von CHF 2.5 Mio. und den erstmals konsolidierten Umsatz von QSR für zwei Monate von CHF 28.7 Mio. entspricht dies einem leichten organischen Umsatzrückgang der bisherigen drei Business Units von 0.4%. Aufgrund der wesentlich höheren Inputkosten und der nur zeitverzögert wirkenden Preiserhöhungen und Kostensparmassnahmen hat sich der Betriebsgewinn (EBIT) auf CHF 14.5 Mio. (Vorjahr CHF 31.9 Mio.) reduziert, was einer EBIT-Marge von 5.2% entspricht (Vorjahr 12.8%). Darin enthalten sind die bereits erwähnten negativen einmaligen Effekte aus der QSR Akquisition und aus dem Ukraine-Standort.
Strategische Akquisition von QSR
Mit der strategischen Akquisition von QSR ist Dätwyler im ersten Halbjahr 2022 zum führenden globalen Anbieter von systemkritischen Dichtungslösungen für elektrische Steckverbindungen für diverse Industrien geworden. QSR ist als neue eigenständige Business Unit Connectors Teil der Business Area Industrial Solutions. Durch mehrere Megatrends wie Elektrifizierung, Konnektivität, Internet-der-Dinge und Industrie 4.0 bieten sich für die Dichtungen und Komponenten von QSR attraktive Wachstumschancen. Mit fünf Werken und unterstützenden Einheiten in den USA, Mexiko und China erwirtschaftete QSR 2021 einen Umsatz von USD 164 Mio. In der Bilanz hat die Akquisition von QSR dazu geführt, dass das Fremdkapital im Vergleich zu Ende 2021 um CHF 627.1 Mio. zugenommen hat. Gleichzeitig hat das Eigenkapital durch die direkte Verrechnung des Goodwills um CHF 578.5 Mio. abgenommen. Die Eigenkapitalquote beläuft sich per 30. Juni 2022 auf 28.2%. Wie in der Vergangenheit bewiesen, ist Dätwyler bestrebt, die Verschuldung kontinuierlich zu reduzieren und die Eigenkapitalquote wieder zu erhöhen.

Rückläufige Automobilproduktion hemmt Mobility
Unsere grösste Business Unit Mobility musste zusätzlich zu den höheren Inputkosten eine rückläufige Nachfrage hinnehmen. Die Lieferengpässe für Rohmaterialien und Halbleiter sorgten dafür, dass im ersten Halbjahr weniger Fahrzeuge produziert wurden – weltweit rund 2% weniger und in unserem wichtigsten geografischen Markt Europa rund 12% weniger. In China dämpften zudem Covid-Lockdowns die Automobilproduktion. Trotz temporärem Margendruck arbeitet Dätwyler erfolgreich an der Transformation zur Elektromobilität und gewinnt erfreulich viele Aufträge für neue Produktlinien in diesem Zukunftsmarkt. Zudem erschliessen wir uns Cross-Selling-Möglichkeiten bei den bestehenden Kunden der neuen Business Unit Connectors (QSR).
Starke Nachfrage in General Industry und Food & Beverage
Die Business Units General Industry und Food & Beverage erfreuten sich im ersten Halbjahr unverändert einer starken Nachfrage. Die Business Unit General Industry verzeichnete eine starke Nachfrage nach O-Ringen aus einem breiten Spektrum von Marktsegmenten, insbesondere aus der amerikanischen Öl- und Gasindustrie. In der Business Unit Food & Beverage konnte Dätwyler dank ihrer führenden Position das profitable Umsatzwachstum fortsetzen, obwohl sich das Marktwachstum nach zwei starken Jahren verlangsamt hat.
Ausblick
Anspruchsvolles zweites Halbjahr
Wir gehen davon aus, dass der anhaltende Angriffskrieg von Russland in der Ukraine weltweit auch im zweiten Halbjahr für viel Unsicherheit, geringe Visibilität sowie für Verknappungen und hohe Preise für Rohmaterialien und Vorprodukte sorgen wird. Dazu kommt der befürchtete Mangel an Erdgas und an Elektrizität in Europa, welcher zu wesentlich höheren Kosten führen wird. Die Dätwyler Werke selbst unterliegen einer nur geringen direkten Abhängigkeit von russischem Erdgas, jedoch kann es zu indirekten Auswirkungen via Kunden und Lieferanten kommen.
Produktmix-Effekte in Healthcare Solutions dämpfen Margenentwicklung
Unter Annahme einer geregelten Energieversorgung präsentiert sich die Situation in den für Dätwyler relevanten Märkten unterschiedlich. In den Business Units Connectors, General Industry und Food & Beverage gehen wir von einer unverändert positiven Nachfrageentwicklung aus. Auch die Business Unit Mobility sollte im zweiten Halbjahr gemäss unabhängigen Prognosen von einer Zunahme der produzierten Fahrzeuge profitieren. Trotzdem werden die Produktionsvolumen der globalen Autoindustrie 2022 immer noch mindestens 10% unter dem Vorpandemieniveau liegen. In unserem Healthcare-Geschäft rechnen wir aufgrund rückläufiger Umsätze mit Komponenten für Covid-Impfstoffe mit einem verlangsamten Wachstum und somit vorübergehend mit einer negativen Veränderung im Produktmix . Dies sowie die Kosten für die Umsetzung der Wachstumsstrategie dämpfendas Potenzial für die EBIT-Marge für das Gesamtunternehmen, trotz den in allen Geschäftseinheiten erfolgreich umgesetzten Preiserhöhungen. Für das Gesamtjahr 2022 strebt Dätwyler inklusive der akquirierten QSR und Yantai Xinhui Packing unverändert einen Umsatz zwischen CHF 1'150 Mio. und CHF 1'200 Mio. und eine EBIT-Marge zwischen 13% und 16% an.
Auch dieses Jahr danken wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der ganzen Welt für ihren grossen Einsatz zum Wohl unserer Kunden und unseres Unternehmens. Ganz besonders danken wir unseren chinesischen Mitarbeitenden, die trotz massiven Covid-Einschränkungen die Lieferfähigkeit ihrer Standorte aufrecht erhalten haben. Unseren Aktionärinnen und Aktionären danken wir für ihr Vertrauen und ihre Verbundenheit mit Dätwyler.
Für den Verwaltungsrat und die Konzernleitung


Dr. Paul Hälg
Verwaltungsratspräsident


Dirk Lambrecht
CEO